70
Neuere Zeit.
1810. Holland und das nordwestliche Deutschland (die Mün-
dungen der Schelde, ver Maas, des Rheins, der Ems,
Weser und Elbe) mit Frankreich vereint.
1811. Geburt des Königs von Rom; Napoleon auf dem
Gipfel seiner Macht. Rüstungen gegen Rußland. .
1812. Kriegszug gegen Rußland. Preußen und Oest-
reich zur Theilnahme gezwungen. Napoleon überschreitet
den Niemen, 24. Juni, nimmt nach blutigem Kampf Smo-
lensk, 18. Aug., und hält nach der blutigen Schlacht an
der Moskwa, bei Borodino und Mosaisk, 7. Sept.,
seinen Einzug in Moskau, 14. Sept. — Der Brand
Moskaus nöthigt ihn zum Rückzug, der bald in unge-
ordnete Flucht übergeht. Hunderttausende finden durch
Hunger, Kälte und durch das Schwerdt der Russen ihren
Untergang. Uebergang über die Beresina, 26. und 27.
Nov. Napoleon verläßt das Heer, 4. Dec. —
1813. 1814. Den großen Freiheitskrieg s. unter Deutsch-
land.
7. Frankreich nach der Restauration der
Bourbons 1814—1830.
1814—1824. Ludwig Xviii. Napoleon muß entsagen, 11.
April; ihm wird Elba als Eigenthum eingeräumt mit
Beibehaltung des Kaisertitels. — 4. Juni. Neue con-
stitutionelle Charte (zwei Kammern: der Pairs und
der Deputirten); dennoch herrscht Unzrffriedenheit und Miß-
trauen. —
1815. Napoleon verläßt Elba, landet bei Cannes, 1. März,
zieht im Triumph durch Frankreich und hält seinen Einzug
in Paris, 20. März, nachdem das Heer zu ihm übergegan-
gen. — Die Verbündeten greifen wieder zu den Waffen.
Russen und Oestreicher sind im Anmarsch, Engländer und
Preußen stehen in den Niederlanden. Napoleon drängt die
preußischen Vorposten zurück, 15. Juni, schlägt Blücher,
16. Juni, bei Ligny, verliert aber, 18. Juni, gegen Wel-
lington und Blücher die enffcheidende Schlacht bei Belle
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TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
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Extrahierte Personennamen: Maas Napoleon Napoleon Borodino Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon März Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Rheins Frankreich Rom Moskwa Moskau Moskaus Frankreich Elba Elba Cannes Frankreich Paris Niederlanden
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Extrahierte Personennamen: Schumla Dembe_Wielki Nicolaus
Xi
sind hier nicht gegeben, weil sie der Schüler schon oben
in der stehenden Geographie gelernt hat. Dagegen ist die
Beschaffenheit der Oberfläche des Bodens überall, durch
einzelne Ausdrücke, gezeichnet, auch das Flußgebiet, wo es
nicht sogleich auf der Karte in die Augen fallt, angegeben.
Bei den Städten steht die jedesmalige Hauptstadt
des Landes oben an; bei ihr, so wie bei allen andern
Städten, sind die natürliche Lage, die Einwohnerzahl rund
(das angefangene Tausend voll) und die Gewcrbsthätig-
keit:c. angegeben *). In Deutschland, so wie in den
nicht zu Deutschland gehörigen Preußischen Provinzen,
haben Städte, oft nur mit 5000 Einwohnern, in den
Grenzläudern Deutschlands solche, die wenigstens 10,000,
in entlegenern Gegenden und Ländern Städte, die wenig-
stens 15,000, dann nur die, welche wenigstens 20,000
Einwohner zählen, eine Aufnahme gefunden. Hauptstädte
und solche, die naturhistorische oder andere Merkwürdig-
keiten haben, oder die stark befestigt sind, so wie die,
welche durch ihre entfernte Lage von andern Städten
einige Merkwürdigkeit erlangen, machen indessen eine Aus-
nahme, und sind auch mit geringerer Einwohnerzahl auf-
genommen worden. Doch mag hin und wieder, deß be-
scheide ich mich gerne, ungeachtet aller angewendeten
Sorgfalt, eine der Aufnahme würdige Stadt übergangen
und eine minder merkwürdige aufgenommen worden sein;
es ist dieses aber bei der ungeheuern Masse des vorhan-
denen Stoffes kaum zu vermeiden, besonders wenn
man nach mehr als einem Moment die Merkwürdig-
keit der Aufnahme bestimmt **). Daß ich bei der Ein-
*) Tabaksbau und Tabaksfabrikeu, welche sich, gleich den Kar-
toffeln, fast über ganz Europa verbreitet haben, sind eben deshalb
nirgends angegeben worden.
**) Namentlich sind in Baiern einige Städte übersehen worden,
die hätten aufgenommen werden sollen, weshalb ich die Nachträge zu
beachten bitte.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Europa Baiern
260
Poetische Lesestücks,
„Einem Wahn ist Norna's Glanz gesunken,
„Ketten trägt die Herrscherin der Welt;
„Brutus, fort! — der letzte Hoffnungsfunken
„Schwindet, und der Römer fällt."
Spricht's und in des Busens Tiefe sendet
Rasch der Held den unoezwunanen Stahl;
In dem Strom des heißen Blutes endet
Mit dem Leben schnell des Lebens Qual.
Still zum düstern Schattenreich geleitet
Ihn Cyllenius mit sanfter Hand,
Und in Charons morschem Nachen gleitet
Brutus hin zum beffern Vaterland.
Benicken.
2. llorntius Codes.
Die Römer entflogen verlorener Schlacht,
Und wichen zur Liber vor feindlicher Macht.
Hier spannt eine Brücke sich über den Kluß,
Drauf stürzen die Feinde in wüthenden Schuß.
Wird hier nicht dem Sturme der Sieger gewehrt,
Wird Roma in Trümmer und Asche gekehrt.
Es nahet sich tosend ein schrecklich Gericht;
Ach, keiner erfüllet die heilige -Pflicht.
Im wilden Getümmel drängt alles nach Rom,
Und manchen verschlinget der zürnende Strom.
Es mahnt eine Stimme: „Auf! Sieg oder Tod,
Und wendet im Kampfe unendliche Noth!"
Vergebens sind Bitten wie jegliches Wort,
Und will einer stehen, so reißt es ihn fort.
Da stellt sich der Rufer der Brücke zum Schutz
Und bietet im Kampfe den Lausenden Trutz.
Wie leuchtende Blitze zerhauet sein Schwert
Die Lanzen und Schilde, und nieder zur Erd'.
Entsinken die Helme, die Streiter darauf,
Und zitternd gewahrt es der feindliche Haus'.
Indessen verzehret, wie Cocles befahl,
Die Flamme die Bogen und lecket am Pfahl.
Und
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155
Brie fe. .
ich etwas melden. Am ,4ten Juli mit Anbruche des
Tages fing die Kanonade und das Einwerfen der
Haubitzgranaten auf die schrecklichste Art an. Früh
nm acht Uhr kam eine solche Granate, in mein Zim-
zner, (sie mochte mehr als dreißig Pfund wiegen)
zerschmetterte die Stube meines Bedienten, und
zündete. Wir löschten den Brand, und machten alle
mögliche Anstalten. Weil es aber Granaten und
zwölfpfündige Kugeln auf mein Haus und die be-
nachbarte Gegend regnete, welches die Absicht ha-
den mochte, das zwanzig Schritte von meiner Woh-
nung befindliche Pulvermagazin in die Luft zu spren-
gen; so packte ich meine Sachen, so viel es ohne
Gefahr, erschossen zu werden, anging, zusammen,
schaffte sie theils in den Keller, theils in ein Ge-
wölbe, und flüchtete Abends um acht Uhr nach der
Neustadt zu D.. . Aber auch hier fing am igten
die Angst an, und in kurzer Zeit fuhren einige zwölf-
pfündige Kugeln, ins Haus, nahe bei mir vorbei.
In dieser Lebensgefahr brachten wir bis Sonn-
abends zu , wo die Daunische Armee die Seite von
der Neustadt befreite, welches die größte Gnade
war, die uns Gott in der Beängstigung erzeigen
konnte. Denn eben diesen Tag , besonders um zwölf
Uhr Mittags, ging das unglücklich? Bombardement
der Residenz an. Mehr als hundert Bomben fielen
in einer Zeit von drei Stunden auf die Kreuzgasse
und Kirche; um zwei Uhr brannte mein Haus, und
um vier Uhr wußte ich mein Schicksal. Die Bom-
den hatten das Gewölbe, wohin wir alle unsre
Sachen geschafft hatten, zerschmettert, und alles
verbrannt; der Keller aber war von den Soldaten,
die löschen sollten, rein ausgeplündert worden.
Mein Bedienter, der treuste Mensch von der Welt,
hatte sich so lange im Hanse aufgehalten, bis es
anfing einzustürzen, und hatte ein Dutzend solcher
Schurken hinaugeprügelt; endlich aber ward er
übermannt, und flüchtete zu mir nach Neustadt.
Vor Vergnügen, den ehrlichen Kerl, den ich schon
für erschossen oder verbrannt hielt, wieder zu sehen,
fühlte ich den Schmerz nur halb, den mir die Nach-
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274 Siebenter Abschnitt»
Harmonie umfchasst, funf^Stunden lang kämpft,
und sich mit großer Ordnung zurückzieht; der in die-,
ftr verzweifelten Lage, ohne Kanonen, ohne Mrni-
tion und Bagage, dein Feinde noch Furcht einflößt,
und gleich darauf fähig ist, entlegne belagerte Fe-
stungen zu entsetzen. Lin solcher Fürst erzwingt die
Bewunderung aller Nationen, und aller Zeitalter!
6. Die Verschüttung der Dörfer Goldau, Be-
singen, und Lowrrz durch den Einsturz de-
Roßberges.
Es war am ?ten September ,306, als nach den.
heftigsten Regengüssen mehrere Tage Abends um
6 Uhr, unter einem noch nie gehörten Donnern und
Krachen, und einer schwarzen, hoch in die Luft em-
porwirbelnden Dampf- und Staubwolke, die oberste
Höhe des Roßberges, Spitzebuel genannt, jählings
zusammenstürzte. Tod und Verheerung verbreitend,
Häuser und Hütten, Menschen, Heerden und Bau-
me, Lebloses und Lebendiges mir sich fortwälzend,
hatte die losgerissene ungeheure Masse von Felsen-
schichten, Erde und Waldung sich mit der Schnellig-
keit eines wüthenden Waldstromes in zwei Armen
in das schöne Thal hinabgestürzt, und auf zwei Sei-
ten hervor brechend die Dörfer Busingen undgolvau,
nebst dem größten The.le von Lowerz, in grquen--
vollen Schutt, die Mehrzahl der Einwohner aber
in eine gemeinschaftliche Todesnacht begraben. Zahl-
reiche Hurten friedlicher Hirten wurden von der
forkgefchobeneu Kiesmasse zerdrückt, oder von un-
geheuren, gleich einem Federbälle fortgeschleuderten
Fclsenstücken mit unbeschreiblicher Gewalt zermalmt
und zerfchmetlert. Neue Felfenberge sahe man in
den,selben Augenblicke sich aus der Tiefe emporthür-
imit. Große uralte Tannenwälder rissen sich von
dein Abhange des sinkenden Berges los, und ver-
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S§5
Historische Darstellung.
häuften Menschenklumpen. Allein es bedarf nur ei-
nen Wink des Heerführers , so entwickelt sich duscr
Knaul in der größten Ordnung, und mit einer sol-
chen Schnelligkeit, die einem reißenden Strom ähn-
lich lsi. — So griff Friedrich den linken Flügel der
Oesterrcicher an und warf ihn über den Haufen.
Frische Regimenter kamen den geworfenen beständig
zu Hülfe; allein man ließ sie sich nicht einmal for?
miren; kaum zeigten sie sich, so wurden sie^ auch zu-
rückgeschlagen. Ein Oesterreichifches Regiment fiel
aufs andre, die Linie wurde aus einander gesprengt,
und die Unordnung war unaussprechlich« Viele
tausend von den Kaiserlichen Truppen konnten zu
keinem Schuß kommen; sie mußten mit dem Stro-
me fort« Der stärkste Widerstand geschah in dem
Dorfe Leuthen, das mit vielen Kaiserlichen Truppen
und Artillerie besetzt war. Hiezu kamen große Hau-
fen von Flüchtlingen, die alle Häuser und Winkel
des Orts anfüllten und sich verzweifelt wehrten.
Endlich aber mußten sie doch weichen. So erschreck-
lich auch die Unordnung bei der geschlagenen Armee
war, so versuchten dennoch ihre besten Truppen
noch einmal unter Begünstigung des Terrains Stand
zu halten; allein die Preußische Artillerie schlug sie
bald in die Flucht, und die Kavallerie, die anfallen
Flügeln einhieb, machte immer Gefangene zu Tau-
senden« Bei Kollin war es nicht Kriegskunst noch
Tapferkeit, sondern die eisenspeienden Maschinen
auf unzugangbaren Höhen gestellt, die das Schicksal
des Tages bestimmten; bei Leuthen aber entschied
Taktik und Tapferkeit allein den Sieg. Man machte
au, dem Schlachtfelde 21,500 Gefangene, 6500 von
den Oesterreichern waren todt oder verw»ndet, und
6000 Deserteurs gingen nach der Schlacht zu den
Siegern über« Der Preußische Verlust war 500$
Todte und Verivundte. — Die unmittelbare Folge
dieses Tages war die Belagerung von Breslau,
Las, von der geschlagenen Armee stark besetzt, sei-
nem Schicksale überlassen wurde« Man errichtete
hier Galgen für diejenigen, die von Uebergabe spre-
chen würden * allem in vierzehn Tagen ging auch
s
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Extrahierte Personennamen: Knaul Friedrich Friedrich
fi66 *■ Siebenter Abschnitt.
diese Stadt über, da die Preußen alle Anstalten zum
Sturm gemacht harren, und die Besatzung von drei-
zehn Generalen, 700 Ofñcieren und 18,000 Mann
mußte das Gewehr strecken. Hier wurde ein an-
sehnliches Magazin, eine Menge Proviantwagen,
und eine Kriegskasse von 144,000 Gulden erbeutet.
Der General Ziethen, der die Feinde verfolgte,
hatte außerdem noch 2000 Gefangene gemacht, und
über Z000 Wagen erbeutet; so daß die Oesterreicher
in ein paar Wochen fast 60,000 Mann verloren,
und die Reste ihrer kurz zuvor ungeheuren Armee
nur einen Haufen Flüchtlinge darstellten, die, ohne
Kanonen, Fahnen und Bagage, von Mangel ge-
drückt, und von Kalte erstarrt, über die Böhmischen
Gebirge nach Hause zogen. — Das größere Kriegs-
talent des Königs von Preußen war, begangne
Febler wieder gut zu machen, und erlangte Vor-
theile aufs möglichste zu benutzen. Die Eroberung
des fast verlohrnen Schlesiens, und mehr als 40,00a
Mann Kriegsgefangene, hätten daher dem rastlosen
Feldherrn nicht genüget, und im Laufe seiner Siege
aufgehalten, wenn nicht der so weit vorgerückte
Winter und der tiefe Schnee seinen fernern Fort-
schritten durchaus ein Ziel gesetzt hatte; selbst die
Be.agerung von Schweidnitz mußte bis zum Früh-
ling verschoben werden. Die letzte Operation in
diesem Feldzuge war die Wiedereroberung von Lieg-
nitz. Die Z500 Mann starke Besatzung erhielt einen
freien Abzug; allein ein großes Magazin von Pro-
viant und eine Menge Munition mußte sie den
Preußen überladen. Friedrich hatte die Zufrieden-
heit,' am E"de dieses Jahrs fast alle seine Staaten
von den Feinden geräumt zu sehen. Die Oesterrei-
cher eilten nach den Kaiserlichen Erbländern, um
sich von ihrer schrecklichen Niederlage zu erholen;
die Russen hatten Preußen verlassen; die Franzosen
waren von den Brandenburgischen Gränzen ent-
fernt, und nur allein in Besitz einiger entlegenen
Westphälifchen Provinzen. Die Reichstrnppen wa-
ren nach Hause geschickt, und die Schweden durch
den General Lehwald aus Preußisch Pommern ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Lehwald
122
wurden mich die Belagerer durch eine ansteckende Seuche und Mangel an
Lebensmitteln geschwächt, besonders da ihnen der karthagische Feldherr
Hanno jede Zufuhr abschnitt. Dieser wagte endlich nach zwei Monaten
eine Schlacht, da Hannibal durch Fackeln ihm Nachricht von der großen
Hungersnoth gegeben hatte. Allein Hanno wurde geschlagen und verlor
den größten Theil seiner Elephanten und das Gepäck. Da sich nun
Hannibal verloren sah, zog er in der Stille der folgenden Nacht, wo die
ermüdeten Römer nicht auf ihrer Hut waren, mit seinen Truppen aus
Agrigent und entkam, die Römer aber besetzten die Stadt und machten
reiche Beute. Jetzt faßten die Römer zuerst den Entschluß, den Feind
von der Insel ganz zu vertreiben. Dazu aber und zur Vertheidigung der
von den Karthagern oft geplünderten Küsten Italiens war eine Flotte
durchaus nöthig. Es fehlte zwar den Römern nicht ganz an Schiffen,
und man darf ihnen keineswegs gänzliche Unkunde des Seewesens zu-
schreiben, allein gegen die karthagischen Flotten konnten es ihre kleinen
Geschwader nicht aufnehmen. Als daher ein karthagisches Schiff an der
unteritalischen Küste gestrandet war, so bemächtigten sie sich desselben und
nahmen es zum Modell, wonach sie ihre neue Flotte einrichten wollten.
Die waldigen Höhen des Appennin und des Silawaldes in Bruttium lie-
ferten das nöthige Holz; binnen sechzig Tagen, nachdem es gefällt war,
erbaueten und bemannten sie 100 fünfrudrige und 20 dreirudrige Schiffe
(Quinqueremen und Triremen), von denen jedes der ersten Ordnung
300 Ruderknechte und 200 Soldaten führte. Auf der Küste übten sich
die Matrosen im Ruderschlag. Da aber diese Schiffe von den feindlichen
an Geschwindigkeit der Bewegung übertroffen wurden, so erfand der
Consul C. Duilius, der im I. 260 in Sicilien den Oberbefehl hatte,
eine Art Enterhaken, die Raben oder eiserne Hände hießen, womit die
feindlichen Schiffe so an die römischen gezogen wurden, daß die Soldaten
wie auf dem festen Lande fechten konnten. Mit diesen Maschinen gewann
Duilius die erste Seeschlacht gegen 130 karthagische Schiffe auf der Höhe
von Mylä und nahm das Admiralschiff selbst gefangen, eine große
Galeere von sieben Ruderbänken, die ehemals dem Pyrrhus zugehört
hatte. Mit einem Verluste von 50 Schiffen zogen sich die Karthager
zurück. Dem Sieger wurde in Rom auf dem Forum eine mit den
Schnäbeln der erbeuteten Schiffe gezierte Säule (eolumna rostrata) er-
richtet und zur Erinnerung an den ihm bewilligten Triumph ließ er, so
oft er von einem Abendessen nach Hause ging, Fackeln vor sich hertragen
und auf der Flöte blasen. Eine Folge dieses Seesieges war die Einnahme
einiger Städte Siciliens und ein Angriff auf Sardinien und Korsika.
Nicht unerwähnt bleibe die heldenmüthige Aufopferung des Kriegstribun
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Hanno Hannibal Hanno Hannibal Consul_C._Duilius Duilius
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Bruttium Sicilien Rom Sardinien Korsika
170
brachte eine solche Unordnung und Bestürzung im römischen Lager Hers
vor, daß Scipio, um einer allgemeinen Flucht vorzubeugen, auf seine
eigenen Leute zu schießen befahl, wenn sie des Fliehen nicht aufgäben.
Nene Belagerungsgeräthe und wiederholte Angriffe der Römer auf jenen
Damm brachten endlich die Feinde zum Weichen, und Scipio besetzte
denselben mit 4r)00 Mann, die den Feind immer beschossen, mit dem
sie nun in gleicher Linie standen, denn Scipio hatte eine eben so hohe
Mauer von Backsteinen aufführen lassen, wie die gegenüberliegende
Stadtmauer war. Mit diesen Arbeiten ging der Sommer zu Ende.
Scipio ruhete auch im Winter nicht, sondern schnitt den Belagerten
durch die Eroberung der wichtigsten Stadt Nepheris, wobei 70,000 Li-
byer getodtet und 10,000 gefangen wurden, die. letzte Hoffnung der
Hülfe und Zufuhr ab. Auch die übrige im Binnenlande noch zer-
streute punisch-libysche Kriegsmacht wurde vernichtet und ganz Libyen
stand den Römern offen.
Mit dem Anfänge des Frühlings im Jahr 146 griff Scipio, dem
der Oberbefehl verlängert worden war, die Burg Byrsa und die Hafen-
stadt Kothon an. Als Hasdrubal einen Theil derselben durch Feuer
zerstörte, wahrscheinlich um den Angriff zu erschweren, erstieg Lalins
unbemerkt auf der andern Seite die Mauer, und setzte durch sein
Siegesgeschrei die körperlich von Hunger entkräftete und geistig ab-
gespannte Besatzung so sehr in Furcht, daß sie die Römer von allen
Seiten die Mauer ersteigen ließ. Hierauf besetzte Scipio den Markt-
platz, wo er des Nachts mit seinen Leuten unter den Waffen stehen
blieb. Mit 4000 frischen Soldaten verstärkt erneuerte er am andern
Morgen den Kampf. Vom Markte führten drei Straßen mit sechs-
stöckigen, dicht an einander stehenden Häusern zur Byrsa, welche von
einer dreifachen, dreißig Ellen hohen Mauer, von Brustwehren und vier-
stöckigen Thürmen umgeben war. Jede Mauer hatte zwei Stockwerke;
im untern standen dreihundert Elephanten und dabei die Futtervorraths-
kammern; im obern waren Stalle für viertausend Pferde und die
Speicher für grünes Futter und Gerste. Zugleich enthielten diese
Mauern Wohnungen für zwanzigtausend Mann Fußvolk und viertausend
Reiter. In jenen drei Straßen erhob sich nun ein furchtbarer Kampf,
da die Römer von den Dächern herab und aus den Hausern beschossen
wurden, so daß jedes Hans erst erobert werden mußte. Als endlich
Scipio bis vor die Burg gedrungen war, ließ er die drei Gassen zugleich
anzünden, worauf das Feuer sich bald weiter verbreitete. Immer neue
Truppen rückten herbei und losten die ermüdeten ab. In das Gekrach
der einstürzenden Häuser und in das Geprassel des Feuers mischte sich
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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